MOTORPSYCHO

Mo, 02.05.2022
, Markthalle

Motorpsycho – Eine kurze Geschichte über eine lange Geschichte

Der pandemische Winter war hart. Es wird höchste Zeit, die Bühnen aus ihrem erzwungenen Dornröschenschlaf wachzuküssen. Mit Rock, Hardrock, Progressive Rock, Noise, Pop und Jazz. Mit einer Band, die sich über 30 Jahre einen Status als unanfechtbare Giganten im Indierock erarbeitet hat. Einem Rocktrio, das die Lücke zwischen Gestern und Heute, Retro und Moderne, Erdreich und Weltall mit seinem eigenen, unverkennbaren Sound schließt: Motorpsycho.

Als Bent Sæther, Hans „Snah“ Magnus Ryan und Tomas Järmyr 2021 das 21. Motorpsycho Album Kingdom Of Oblivion veröffentlichen, scharren ihre Fans bereits nervös mit den Hufen, denn ein neues Album bedeutete in normalen Zeiten immer auch eine Tour der Band, die für mehrstündige Gigs und nicht selten bis zu 45- minütige Live-Versionen mancher Songs bekannt ist. Bis heute mussten die Begehrlichkeiten in den Schrank gesperrt werden, nun endlich gibt es die Norweger wieder in the flesh.

Was die Menschen dabei erwartet, lässt sich ebenso wenig vorhersagen wie erklären. Wenn das aktuelle Album ein Indikator ist, können wir uns auf ausufernden Prog und Space Rock freuen, auf geradeaus gespielten Bluesrock von The Waning bis hin zu vertracktem an frühe King Crimson erinnernden Progressive Rock in The Transmutation Of Cosmoctopus Lurker.

Wir können auf Live-Klassiker wie das epische Un Chien D’Espace hoffen, den emotionalen Brocken Vortex Surfer oder auch kleine herzergreifende Indie-Hymnen wie Feel. Vielleicht spielen sie auch nichts von alledem, und entführen uns trotzdem 3 Stunden lang in ein Paralleluniversum. Denn Motorpsychos Modus Operandi ist die ständige Veränderung und Neuerfindung.

Dabei befindet sich die Band heute quasi in ihrer dritten Inkarnation. 1989 gegründet suchten Sæther, Ryan und Schlagzeuger Gebhardt über fünf Alben nach ihren Möglichkeiten, versanken mit Demon Box (1993) in Noise, Hardcore, Metal und Experiment, schmissen mit Timothy’s Monster (1994) Beat, Indierock und Prog in eine Waagschale, huldigten auf Blissard (1996) Sonic Youth, hielten mit Angels And Daemons At Play (1997) kurzzeitig inne, um schließlich mit Trust Us (1998) alles zu addieren, was sie gelernt hatten: sinistren Bluesrock, luftigen Alternative Rock und überwältigenden Progrock, ganz ohne Kitsch, dafür mit unverkennbar eigenen Marotten. Mit den folgenden Alben erforschten Motorpsycho konsequent einen neuen Kosmos aus 60er-Jahre Pop und Beat, der die Alben Let Them Eat Cake (2000), Phanerothyme (2001) und It’s A love Cult (2002) so unbekümmert wie perfekt arrangiert klingen lässt.

Diese zweite Schaffensphase endet mit dem Ausstieg Gebhardts und dem Einstieg von Kenneth Kapstad am Schlagzeug. Es folgen entfesselte psychedelische Alben, auf denen Stilgrenzen ebenso wenig eine Rolle spielen wie Virtuose. Little Lucid Moments (2008), Heavy Metal Fruit (2010), Still Life With Eggplant (2013) und Behind The Sun (2014) zeigen den Eigenwillen Motorpsychos in sowohl 20-minütigen Longtracks als auch in gejammtem Stonerrock, bei denen Freund der Band und Elephant9 Gitarrist Reine Fiske zur vierten Kraft im Line-Up wird.

Nach dem Konzeptalbum The Death Defying Unicorn (2012, zusammen mit Keyboarder Ståle Storløkken) und dem Auftragswerk Here Be Monsters (2016) sieht sich Kapstad verstärkt nach weniger komplexen Tätigkeiten um und gibt den Drum- Throne für den heutigen Schlagzeuger Tomas Järmyr frei, der seit 2017 Motorpsychos Musik auf ein neues Level hebt. Die Albumtrilogie The Tower (2017), The Crucible (2019) und The All Is One (2020) zeigt Motorpsycho ebenso wie Kingdom Of Oblivion in ihrer heutigen Verfassung: Konzeptionell fordernder Progressive Rock, psychedelisch und kosmisch durchwirkt von Jazz, Klassik und Avantgarde, trifft auf frenetischen Groove und infektiöse Harmonien, getoppt von Snahs entfesselten Gitarrensoli und einem der Musik innewohnenden Verve, der auch nach 30 Jahren noch die Neugier der ersten Jahre atmet.

Im gleichen Maße wie Motorpsycho erwachsen geworden sind, sind sie dem anarchistisch forschenden Geist eines Kindes immer treu geblieben und heben bei jeder Gelegenheit gemeinsam mit ihrem Publikum aus Psychonauten ab Richtung irgendwo, vereint in Noise, Space und den ewigen Riten des Rock. Das ist einzigartig, zwingend und vor allem: jetzt genau das richtige!

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Motorpsycho – Eine kurze Geschichte über eine lange Geschichte

Der pandemische Winter war hart. Es wird höchste Zeit, die Bühnen aus ihrem erzwungenen Dornröschenschlaf wachzuküssen. Mit Rock, Hardrock, Progressive Rock, Noise, Pop und Jazz. Mit einer Band, die sich über 30 Jahre einen Status als unanfechtbare Giganten im Indierock erarbeitet hat. Einem Rocktrio, das die Lücke zwischen Gestern und Heute, Retro und Moderne, Erdreich und Weltall mit seinem eigenen, unverkennbaren Sound schließt: Motorpsycho.

Als Bent Sæther, Hans „Snah“ Magnus Ryan und Tomas Järmyr 2021 das 21. Motorpsycho Album Kingdom Of Oblivion veröffentlichen, scharren ihre Fans bereits nervös mit den Hufen, denn ein neues Album bedeutete in normalen Zeiten immer auch eine Tour der Band, die für mehrstündige Gigs und nicht selten bis zu 45- minütige Live-Versionen mancher Songs bekannt ist. Bis heute mussten die Begehrlichkeiten in den Schrank gesperrt werden, nun endlich gibt es die Norweger wieder in the flesh.

Was die Menschen dabei erwartet, lässt sich ebenso wenig vorhersagen wie erklären. Wenn das aktuelle Album ein Indikator ist, können wir uns auf ausufernden Prog und Space Rock freuen, auf geradeaus gespielten Bluesrock von The Waning bis hin zu vertracktem an frühe King Crimson erinnernden Progressive Rock in The Transmutation Of Cosmoctopus Lurker.

Wir können auf Live-Klassiker wie das epische Un Chien D’Espace hoffen, den emotionalen Brocken Vortex Surfer oder auch kleine herzergreifende Indie-Hymnen wie Feel. Vielleicht spielen sie auch nichts von alledem, und entführen uns trotzdem 3 Stunden lang in ein Paralleluniversum. Denn Motorpsychos Modus Operandi ist die ständige Veränderung und Neuerfindung.

Dabei befindet sich die Band heute quasi in ihrer dritten Inkarnation. 1989 gegründet suchten Sæther, Ryan und Schlagzeuger Gebhardt über fünf Alben nach ihren Möglichkeiten, versanken mit Demon Box (1993) in Noise, Hardcore, Metal und Experiment, schmissen mit Timothy’s Monster (1994) Beat, Indierock und Prog in eine Waagschale, huldigten auf Blissard (1996) Sonic Youth, hielten mit Angels And Daemons At Play (1997) kurzzeitig inne, um schließlich mit Trust Us (1998) alles zu addieren, was sie gelernt hatten: sinistren Bluesrock, luftigen Alternative Rock und überwältigenden Progrock, ganz ohne Kitsch, dafür mit unverkennbar eigenen Marotten. Mit den folgenden Alben erforschten Motorpsycho konsequent einen neuen Kosmos aus 60er-Jahre Pop und Beat, der die Alben Let Them Eat Cake (2000), Phanerothyme (2001) und It’s A love Cult (2002) so unbekümmert wie perfekt arrangiert klingen lässt.

Diese zweite Schaffensphase endet mit dem Ausstieg Gebhardts und dem Einstieg von Kenneth Kapstad am Schlagzeug. Es folgen entfesselte psychedelische Alben, auf denen Stilgrenzen ebenso wenig eine Rolle spielen wie Virtuose. Little Lucid Moments (2008), Heavy Metal Fruit (2010), Still Life With Eggplant (2013) und Behind The Sun (2014) zeigen den Eigenwillen Motorpsychos in sowohl 20-minütigen Longtracks als auch in gejammtem Stonerrock, bei denen Freund der Band und Elephant9 Gitarrist Reine Fiske zur vierten Kraft im Line-Up wird.

Nach dem Konzeptalbum The Death Defying Unicorn (2012, zusammen mit Keyboarder Ståle Storløkken) und dem Auftragswerk Here Be Monsters (2016) sieht sich Kapstad verstärkt nach weniger komplexen Tätigkeiten um und gibt den Drum- Throne für den heutigen Schlagzeuger Tomas Järmyr frei, der seit 2017 Motorpsychos Musik auf ein neues Level hebt. Die Albumtrilogie The Tower (2017), The Crucible (2019) und The All Is One (2020) zeigt Motorpsycho ebenso wie Kingdom Of Oblivion in ihrer heutigen Verfassung: Konzeptionell fordernder Progressive Rock, psychedelisch und kosmisch durchwirkt von Jazz, Klassik und Avantgarde, trifft auf frenetischen Groove und infektiöse Harmonien, getoppt von Snahs entfesselten Gitarrensoli und einem der Musik innewohnenden Verve, der auch nach 30 Jahren noch die Neugier der ersten Jahre atmet.

Im gleichen Maße wie Motorpsycho erwachsen geworden sind, sind sie dem anarchistisch forschenden Geist eines Kindes immer treu geblieben und heben bei jeder Gelegenheit gemeinsam mit ihrem Publikum aus Psychonauten ab Richtung irgendwo, vereint in Noise, Space und den ewigen Riten des Rock. Das ist einzigartig, zwingend und vor allem: jetzt genau das richtige!

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